Montag, 25. Mai 2020

Lieber kleiner Löwenzahn



 Lieber kleiner Löwenzahn
(Autor unbekannt) 

Lieber kleiner Löwenzahn,
Ich schaue dich so gerne an.
So viele Sonnen vor dem Haus,
Ich such‘ mir die schönste aus.

Lieber kleiner Löwenzahn,
Ich schaue dich so gerne an.
Deine Schirmchen schweben fort,
bald wächst du am anderen Ort.



Der „gemeine“ Löwenzahn heißt nicht gemein, weil er sich so rasch in der Wiese verbreitet und davon fast nicht mehr wegzubekommen ist, sondern gemein bedeutet so viel wie gewöhnlich. Also der  
                     Gewöhnliche Löwenzahn. 

Löwenzahn deshalb, weil die Laubblätter so stark und spitz gezahnt sind wie die Zähne eines Löwen. Andere Namen im Volksmund sind auch Röhrlsalat (weil die Stängel hohl sind), Maiblume (nach der Blütezeit), Kuhblume (weil er auf Fettwiesen steht und gerne von den Rindern gefressen wird) und Pusteblume (ratet mal weshalb?) Aber natürlich hat er auch einen botanischen Namen, und der lautet Taraxacum officinale.

Auch Pflanzen haben Familien. D.h. alle Blüten mit der gleichen Anzahl der Kelch-, Kron-, Staub- und Fruchtblättern, sowie der Blütensymmetrie, werden zu einer Pflanzenfamilie zusammengefasst.Unser Löwenzahn gehört zur Familie der Korbblütler. Sieht man sich diese Blume genauer an erkennt man, dass sie aus vielen Einzelblüten besteht, die wie in einem Körbchen angeordnet sind und von außen nach innen aufblühen.

Im Querschnitt ist das Körbchen gut erkennbar
Hier sieht man die vielen Einzelblüten


 
Die Einzelblüte

Die Einzelblüte ist eine sogenannte "Zungenblüte". Dabei erkennt man bereits den weißen Pappus, der später bei der Samenreife zum Schirmchen wird. Dabei wölbt sich dann der Blütenboden, sodass der Wind leicht die einzelnen Schirmchen davontragen kann.


                   





Übrigens, habt ihr euch noch nie gefragt, wieso die Blume aufrecht stehen kann, obwohl der Stängel innen hohl ist? 

Das ist, weil an den oberen Pflanzenteilen Wasser verdunstet und deshalb aus dem Boden Wasser nachgesogen wird. Deshalb ist es für die Pflanze auch so wichtig, dass die Wurzeln gut ausgebildet und im Boden gut verankert sind. Der Löwenzahn hat eine Pfahlwurzel, mit der er tief in das Erdreich eindringen kann.

Das Wasser "fließt" aber nicht innen im hohlen Stängel, sondern befindet sich in den Zellen und erzeugt einen Druck, der an die Außenwand des Stängels wirkt. (Man vergleicht das auch gerne mit einem Fahrradschlauch. Ist im Schlauch genug Luft, dann legt sich dieser an den Reifen an und der Reifen wird fest und du kannst fahren.) Sind im Boden zu wenig Wassermoleküle, dann ist der Innendruck zu schwach und die Pflanze welkt. Man nennt diesen Zellsaftdruck „Turgor“. 

Ein anderes Experiment zur Wasseraufnahme der Pflanzenzellen geht wie folgt: Man schneidet einen Löwenzahnstängel der Länge nach kreuzweise ein und stellt die Blumen in ein Wasserglas. Nun kann man ziemlich schnell beobachten, dass sich die aufgeschnittenen Stängelteile einrollen. Dies geschieht deshalb, weil die Zellen an der Innenseite des Stängels mehr Wasser aufnehmen als die Zellen der Außenwand. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche gegenüber der Außenseite und die Stängelteile rollen sich ein. Auch hier ist ein Druck die Ursache dieses Vorganges und den nennt man osmotischen Druck.

           




Verwendung: 

Der Löwenzahn findet vielerlei Verwendung: 
  • Die Blütenknospen kann man als Kapernersatz einlegen. 
  • Die offenen Blüten können mit Wasser und Zucker als Honigersatz zu einem Sirup verkocht werden. 
  • Der klebrige Milchsaft wurde früher gegen Warzen aufgetragen und im 2. Weltkrieg versuchte man daraus Kautschuk herzustellen. 
  • Die Wurzeln werden heute noch in Japan als Gemüse verwendet, früher wurden sie auch bei uns getrocknet und gemahlen als Kaffeeersatz verwendet.
  • Vor allem junge Blätter können als Salat gegessen werden. Die darin enthaltenen Bitterstoffe sind sehr gesund.

 
Inhaltsstoffe:

Die Blätter enthalten 
  • Bitterstoffe, die die Gallensaftproduktion und den Fettstoffwechsel fördern, den Appetit regeln, sich positiv auf die Verdauung auswirken und bei Rheuma und Ekzemen helfen; 
  • Vitamin K, das die Blutgerinnung kontrolliert, die Knochenbildung aktiviert, Blutgefäße vor Plaquebildung schützt und harntreibend wirkt (deshalb nennt man ihn bei unseren deutschen Nachbarn auch oft Pissblume). 
  • Außerdem sind noch die Vitamine C, A und E enthalten. 
  • Die Pflanze war früher in der Volksmedizin von großer Bedeutung. In veredelter Form essen wir ihn heute als Ruccula.
 
Eine Besonderheit hat der Löwenzahl noch, nämlich den 

Taraxacum-Effekt:

Der Taraxacum-Effekt ist ein Konkurrenzverhalten. Der Löwenzahn blüht im April/Mai gelb und lockt damit viele Insekten an. Aber eigentlich braucht er zur Fortpflanzung gar keine Insekten. Es findet nämlich keine sexuelle Fortpflanzung, also Verschmelzung von Eizelle mit Samenzelle, statt. 

Die Samen (Nüsschen) reifen unbefruchtet heran und werden auf kleinen Schirmchen (Pappus) vom Wind vertragen (Pusteblume). 
Das heißt, der Löwenzahn nimmt den anderen Blüten die Bestäuber weg und schließt so die Konkurrenz aus! 

Was bleibt den meisten anderen Frühlingsblumen übrig? Sie blühen früher oder später.



Und noch ein Gedicht zum Abschluss:

Verblühter Löwenzahn  
(Autor unbekannt)

Wunderbar stand er da im Silberhaar.
Aber eine Dame,
Anette war ihr Name,
machte ihre Backen dick,
machte ihre Lippen spitz,
blies einmal, blies mit Macht
blies ihm fort die ganze Pracht.

Und er blieb am Platze
Zurück mit einer Glatze.



Literaturnachweis:  
HESS Dieter: Die Blüte, 2. Auflage, Verlag Ullmer, Stuttgart, ISBN 3-8001-6434-5 

BEDLAN Gerhard, Univ.-Doz. Dr.: Unkräuter, Bedeutung in Gartenbau und Landwirtschaft, 9. Auflage, 2006, Dt. Nationalbibliothek, 
ISBN 978-3-7040-2181-6 

SCHAUER Thomas/CASPARI Claus: Der große BLV Pflanzenführer 5. Auflage, 1990, BLV Verlagsges.m.b.H. München, ISBN 3-405-14183-4