Montag, 19. Dezember 2022

 

 



Weihnachten wie früher, oder

„…und Friede den Menschen auf Erden!“  (Lukas 2/14) 

 

Ich bin ein Kind der Fünfziger Jahre. Damals war immer noch ein bisschen „Nachkriegszeit“. Schokolade und Schinken waren teuer und bei uns gab es das nur zu den Feiertagen. Hawaiananas aus der Dose war mein absolutes Highlight als Nachtisch am 25. Dezember.

Am Heiligen Abend gab es bei uns immer eine kalte Platte. Fisch mochten meine Eltern nicht, denn da roch noch tagelang die Wohnung danach. Es reichte, wenn der Geruch durch das Küchenfenster vom Gang hereinzog. Den Weihnachtsbraten „organisierte“ man sich. Damals achtete niemand auf Kalorien oder Cholesterienwerte. Man war froh, dass es wieder etwas „Ordentliches“ zu essen gab.

Die Tannenbäume waren Fichten und das Lametta überdeckte und versteckte so manche Lücke im Reisig. Geschickte Männer, so wie mein Großvater, setzten einen Ast dort in den Stamm ein wo eine Lücke war. So wurde der Baum gleichmäßiger und dichter. Aber die Bäume kamen aus dem Wald und nicht von Plantagen wie heute. Der Christbaum der Gegenwart ist eine Nordmanntanne, gleichmäßig und dicht gewachsen.

Der Adventskalender beinhaltete „nur“ Bilder. Aber außen war er mit Flitter bestreut. Am Ende der Adventszeit wurden alle Türchen wieder verschlossen, der Kalender zwischen ein großes Buch geklemmt und für das nächste Jahr aufgehoben. Genauso wie das Weihnachtspapier, in das die Geschenke, wenn überhaupt, verpackt waren. Sorgfältig strich man das Papier nach dem Auspacken glatt oder bügelte es sogar und hob es auf. Heutzutage türmen sich Papier und Kartonagen, sodass die Müllabfuhr gleich am 25. und 26. Dezember Sonderschichten einlegen.

Die Geschenke beinhalteten meist das was man brauchte: Unterwäsche in allen Stärken, Nylonstrümpfe, selbst gestrickte Pullover und, worüber ich mich besonders freute, neue Kleider für meine Puppe (selbst genäht, abends wenn ich bereits zu Bett lag, versteht sich).

Schon damals verglich man Weihnachten mit „Früher“, also mit "vor dem 2. Weltkrieg und während des Krieges". Die Erinnerungen daran waren nur allzu frisch, die Erzählungen so lebendig, dass auch ich bis heute davon erzählen könnte.

Ein Satz meiner Mutter, den sie jedes Jahr am Ende der Bescherung sagte, blieb mir bildhaft und mit einer inneren Stimme bis heute in Erinnerung:

„Frieden! Gott sei Dank, wir haben wieder Frieden!“

Davon können die Menschen in der Ukraine leider nur träumen! Aber wir sollten diesen Frieden umso mehr schätzen. In diesem Sinne, wünsche ich allen

Ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest!