Mittwoch, 17. August 2022

 


Sommer

 

 Als meine Mutter noch lebte, holte ich sie an heißen Sommertagen zu uns in den Garten. Da saßen wir dann bei 30 Grad unter dem Nussbaum und meinten „Puh, heute ist es aber heiß!“ Damals waren das Ausnahmetage.

Heute ist das der Alltag und Tage mit 25 – 27 Grad die erholsame Ausnahme.

Der Urlaub an der Adria scheint schon ewig lange her zu sein. Und so versuche ich, den Sommer zwischen dem Nötigsten und Nichtstun zu genießen. Chillen würde die Jungend sagen. Bewusst wahrnehmen, sage ich. 

Wir haben es gut, wir haben einen Garten. Und dorthin flüchten wir, wenn es so heiß ist. Es ist ein bisschen so wie früher die Sommerfrische, aber mit Selbstversorgung. Auch wenn es nur eine halbe Stunde Fahrzeit von Wien entfernt ist, hat es etwas Ländliches an sich. Und das bietet einen guten Kontrast zur fast ewigen Hektik der Stadt. In Wien geht man abends zur Lesung oder zum Cabaret in den Park, hier zum Feuerwehrfest oder Kirchtag mit Frühschoppen und Blasmusik. Den Kuchen zum Nachmittagskaffee nimmt man sich von dort mit nach Hause und hatte nicht nur Action, sondern tat auch noch ein gutes Werk. Denn die Einnahmen für Speisen und Getränke kommen der freiwilligen Feuerweht oder einer Kirchenrenovierung zugute.

Früher, als wir jünger waren, fuhren wir an so heißen Tagen ins nahegelegene Freibad. Heute ersparen wir uns die Schlepperei und duschen unter der Solardusche im Garten. Ein Swimmingpool war zwar auch einmal angedacht. Aber heute bin ich froh, dass wir keines haben aus Umwelt-, Arbeits- und Geldgründen. 

Andere Leute sind aktiver. Die senden Urlaubsgrüße mit romantischem Sonnenuntergang über dem Meer, oder Wanderfotos mit plätschernden Bächen und saftigen Almen. Da bekomme ich schon Fernweh und möchte noch einmal so richtig wandern gehen! Aber gleich darauf holt mich die Realität wieder ein. Die Gehbehinderung meines Mannes, mein kaputtes Knie, überfüllte Züge, Wartezeiten an den Grenzen, Flugverspätungen – und überall Hitze!

 

Nein, da lob ich mir doch unseren Apfelbaum! Auch wenn er schon das Laub verliert, so spendet er uns doch jeden Nachmittag noch einen erholsamen Schatten, ein Lüftchen und einen herrlichen Ausblick! Was braucht man mehr?