Darf ich vorstellen?
Die Vogel-Nestwurz, Neottia nidus-avis – eine heimische Orchidee
gesichtet am Wegesrand im Buchenwald
Die Vogel-Nestwurz bezieht ihren Namen übrigens durch den nestartig geformten unterirdischen Wurzelballen, aber davon etwas später.
Wer glaubt, Orchideen gibt es nur in tropischen
Regenwäldern, der täuscht sich gewaltig. In Österreich gibt es 65
Orchideenarten, die alle unter Naturschutz stehen.
Die Vogel-Nestwurz blüht von Mai bis Juni, je nach Witterung und ist relativ häufig zu finden. Sie bevorzugt schattige, humose Laubwälder. Und dort fand ich das oben abgebildete Exemplar ja auch.
Zum Unterschied von den
tropischen Orchideen, die in den Baumkronen oder Astgabeln sitzen, wachsen
unsere heimischen Orchideen alle im Boden. Im Allgemeinen sehen die Orchideen
nicht nur sehr schön und farbig aus, sondern sie besitzen viele Besonderheiten, die sie so
überaus interessant machen.
Bleiben wir einmal bei der Wuchsweise. Die
tropischen Orchideen verwenden ihre Wurzeln meist zum Festhalten an den Ästen.
„Unsere“ Orchideen, die im Boden wachsen, benötigen ihre Wurzeln zur Aufnahme
von Wasser und den darin gelösten Nährstoffen. Außerdem leben die Orchideen in
Symbiose mit einem Pilz. Dieser Pilz umspinnt mit seinen Hyphen die Wurzeln. So
kommt die Orchidee noch besser an die Nährstoffe im Boden heran. Man nennt so
eine Symbiose zwischen Pflanze und Pilz, Mykorrhiza. Übrigens leben die
meisten unserer Laub- und Nadelbäume in Symbiose mit einem Pilz. Deshalb
finden wir im Herbst bestimmte Pilze unter bestimmten Bäumen.
Aber zurück zu
unserer Nestwurz. Auf den ersten Blick möchte man fragen: „Ja was ist denn
das?“ So unscheinbar und farblos steht sie da. Nicht einmal grüne Blätter
sind vorhanden. Sie besitzt nämlich kein
Chlorophyll (das ist der grüne Farbstoff) und betreibt auch keine Fotosynthese. Fotosynthese
nennt man den Vorgang, wo mittels dem Chrolophyll aus Licht, Wasser und
Kohlenstoffdioxyd,
Kohlenhydrate erzeugt werden. Unsere
Nestwurz erspart sich diese Arbeit und verlässt sich ausschließlich auf ihre Mykkhoriza.
Ja mehr noch. Der Pilz umfasst wiederum die Wurzeln der Bäume und bezieht auch von dort Nährstoffe. Doppelt
hält eben besser!
Aber das ist noch
nicht alles. Auch die Blütenbiologie ist überaus raffiniert.
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Foto Marlene Hajek |
Phalaenopsis violacea – Foto von C. Panhölzl
Der Blütenstaub
ist zu Pollenpaketen zusammengeklebt und sieht wie eine kleine Keule aus. Auf der
Standfläche schließt sie mit einer Klebscheibe ab.
Kommt nun ein Insekt und möchte sich den Nektar holen, wird ihm
diese Keule, man nennt das im Fachausdruck „Pollinarium“, einfach auf die
Stirne oder auf den Kopf geklebt. Während das Insekt zur nächsten Blüte fliegt,
neigt sich der Stiel, sodass das Pollinarium nach vorne kippt und es beim Besuch
der nächsten Blüte genau auf der klebrigen Narbe, die zum weiblichen Teil der
Blüte gehört, plaziert werden kann. Eine Befruchtung wird so garantiert.
Raffiniert nicht wahr?
Wenn ihr noch mehr zu diesem Thema wissen oder sehen wollt, hier sind einige interessante links:
https://orchideen-wien.at/was-sind-orchideen/
https://www.kalkalpen.at/de/Flora_Vogel-Nestwurz