Samstag, 28. November 2020




Rituale sind wichtig, besonders jetzt!

 

Bei Ritualen dachte ich früher zuallererst an religiöse Handlungen oder schwarze Magie. Meinen Zugang zu den Ritualen erfuhr ich durch das Buch „Kinder brauchen Rituale“ von Gertrud Kaufmann-Huber (das ich übrigens sehr empfehlen kann). 

Ein Ritual ist eine immer wiederkehrende Handlung mit einem immer gleichen oder zumindest ähnlichen Handlungsablauf. Deshalb weiß man schon im Vorhinein was kommt und worauf man sich freuen kann. Für Kinder ist das besonders wichtig und gibt Halt und Struktur in der Welt der Erwachsenen.

Jede Familie entwickelt ihre eigenen Rituale die nicht nur helfen bei der Tageseinteilung oder Feste zu feiern, sondern auch in schwierigen Zeiten Halt geben. Daher brauchen auch wir Erwachsenen Rituale!

Der Lockdown gibt uns PensionistInnen viel Zeit. Natürlich könnte man so in den Tag hineinleben, denn Erledigungen oder Treffen sind ja derzeit nicht möglich. Die Hausarbeit ist bald getan und im Garten ist derzeit auch nichts mehr zu tun. Also nur auf der Couch sitzen und Fernsehen? Ja sicher die Zeit vergeht auch so, aber das ist weder für unseren Körper noch für unsere Seele gesund. Also suchen wir uns Rituale!

Ich habe z.B. meine Morgengymnastik. Das sind Übungen mit den Beinen und mit den Smovey-Ringen. Diese Übungen mache ich zwar auch ohne Lockdown, aber gerade jetzt sind sie mir besonders wichtig. Außerdem zünde ich zu den Mahlzeiten gerne eine Kerze an. Das gibt dem Essen eine feierliche Note.

Auch die Nachmittage mit unserem Enkel haben einen gewissen Ablauf und Gewohnheiten, die sich im Laufe der Zeit gemeinsam entwickelten. In den letzten beiden Jahren waren diese Nachmittage im Dezember geprägt von duftenden Bratäpfeln und Lebkuchenmännern in verschiedenen Größen, die wir gemeinsam buken und mit Perlen, Streusel und Zuckerguss verzierten. Oder wir bastelten eine Kerze für Weihnachten und Engel aus einer Holzkugel und Federn. Aber heuer?

Ich glaube ich brauche neue Rituale oder alte, die ich ganz bewusst gestalte.  Eine Kerze am Adventkranz anzünden und dazu gute Musik hören. Oder vielleicht täglich eine Stunde in einem Buch lesen, das ich schon längst lesen wollte und bis jetzt nicht dazu kam. Ich bastle auch wieder. Heuer sind es Wichtelmänner aus Filz oder Föhrenzapfen.

Aber ehrlich: die Begeisterung, mit der mein Enkel bei der Sache war und der Duft der Bratäpfel gehen mir ab.

Aber wer weiß? Vielleicht geschieht ja doch ein Weihnachtswunder?

Sonntag, 22. November 2020

 Jetzt gibt es ihn wieder – den überaus dekorativen

  

Weihnachtsstern, Euphorbia pulcherrima

 

Das natürliche Vorkommen der Euphorbia war ursprünglich in den tropischen Laubwäldern Mittel- und Südamerikas, von Mexiko über die Karibischen Inseln, Venezuela, Brasilien und Argentiniens. Von den Azteken wurde sie Cuetlaxochitl (eigentlich cuetlax-xöchitl. Lederblume) genannt und war angeblich die Lieblingsblume von Montezuma II.

Alexander von Humboldt brachte die Pflanze nach Europa. 1833 wurde sie erstmals von dem Botaniker Carl Ludwig Willenow beschrieben und erhielt von ihm seinen heutigen Namen Euphorbia pulcherrima, was soviel wie „die schönste der Euphorbien“ heißen soll.

Und wirklich, es gibt auch in unseren Breiten viele Pflanzen, die zur selben Familie - den Wolfsmilchgewächsen, gehören. Diese Bezeichnung leitet sich von dem weißen, klebrigen Saft, der bei Verletzungen der Pflanze austritt, ab. Der Saft enthält leicht giftige Diterpene, die zu Hautreizungen führen können, aber in den bei uns erhältlichen Zuchtpflanzen weitgehend herausgezüchtet wurden. Außerdem enthält der Saft Kautschuk. Daher gehört auch der Kautschukbaum zu dieser Familie.

Aber zurück zur Geschichte des Weihnachtssterns:

Anfang des 19. Jahrhunderts war ein gewisser Joel Poisett, US-amerikanischer Botschafter in Mexiko. Er war von dieser Pflanze so begeistert, dass er sie in seine Heimat South Carolina brachte. Eine Gärtnerei in Pennsylvania war die erste, die sie züchtete und verkaufte. Der botanische Name dürfte einigen Geschäftsleuten zu umständlich geklungen haben, denn 1836 benannte sie der Historiker und Gärtner William Prescott nach dem ehemaligen Botschafter „Poinsettia“. 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts etablierte die deutsche Auswandererfamilie „Ecke“ in Kalifornien die Poinsettie als „Weihnachtsblume“ und verkaufte sie zuerst nur als Schnittblume. Als Zierpflanze wurde der Weihnachtsstern mit der Zeit auch in andere Regionen gebracht, wo er verwilderte. Heute findet man die Pflanze in Kenia, Tansania, Uganda, Burma, Malaysia, Philippinen, Australien und den Mittelmeerländern. Dort ist die Euphorbia ein immergrüner Strauch, der bis zu 4 m hoch wird.

Und zum Abschluss ein bisschen Morphologie:


Die rot oder rosa bis weiß gefärbten und überaus dekorativen Blätter sind nicht die Blüten, sondern sogenannte Hochblätter oder Brakteen. Die eigentlichen Blüten sehen zwar unscheinbar aus, haben aber einen sehr interessanten Bauplan. 

Da die gefärbten Hochblätter ja schon Blütenblätter vortäuschen, bestehen die eigentlichen Blüten nur mehr aus den pflanzlichen Geschlechtsorganen. Jeweils 5 männliche Blüten, aus je 1 Staubblatt umkränzen die einzige weibliche Blüte, bestehend aus Fruchtknoten und Griffel, die langsam aus der Mitte herauswächst. Am Rande entwickelt sich zusätzlich eine relativ große, lippenförmige Nektardrüse, die zur Anlockung der Bestäuber dient.

Die Wolfsmilchgewächse in unseren Gärten, Wiesen und Wäldern werden von Insekten bestäubt. Der Weihnachtsstern hingegen von Vögeln.

So schön der Weihnachtsstern auch ist, so heikel und kapriziös ist er in der Pflege. Er liebt es hell, mag aber kein direktes Sonnenlicht. Er verträgt keine Zugluft, mag aber auch nicht zu nahe der Heizung stehen. Und er liebt es nicht zu nass, austrocknen darf er aber auch nicht. Als sogenannte „Kurztagspflanze“ benötigt sie im Herbst eine tägliche Abdunkelung mit einem Kübel oder einer Folie, damit sich die Hochblätter rechtzeitig wieder verfärben.

Wenn diese Pflege gelingt, dankt es der Weihnachtsstern mit Blüten und roten Blättern bis ins Frühjahr. 

Sonntag, 15. November 2020

 Also doch. . .


. . .es gibt wieder Veränderungen.

Überraschend war der Lockdown ja ohnehin nicht. In den letzten zwei Wochen des „Lockdown light“ gingen die Zahlen weiter nach oben statt nach unten. Daher sprach man hinter vorgehaltener Hand schon seit letzten Mittwoch, dass neue Verordnungen kommen werden.

Nun – was hat sich im harten Lockdown für uns verändert? Ich würde sagen, für uns persönlich gar nichts. Denn seit Beginn des ersten Lockdowns im März befinden sich mein Mann und ich in einem Quarantäne ähnlichen Zustand. Wir fuhren nicht auf Urlaub ins Ausland, wir veranstalteten keine Partys oder Grillfeste und shoppen im Sommerschlussverkauf ließ ich heuer ebenfalls aus. Wozu auch? Der Kasten ist voll, die Veranstaltungen, Theater, Sommerfestspiele wurden alle abgesagt. Es gab keine Gelegenheit sich chic zu machen und auszugehen. Jeans, Hausanzug, im Sommer kurze Hose oder Badeanzug, damit war es genug! Was brauchte man mehr?

Ab einem gewissen Alter ist es ja ohnehin so, dass die sozialen Kontakte, beim Wein würde man das als Auslese benennen, sich nur mehr auf die Familie und jene Freunde beschränken, die einem im Leben lieb geworden oder „übrig“ geblieben sind. 

Also ehrlich, es geht mir gut. Sogar besser als vorher. Warum?

Nun gelten die gleichen Bedingungen für alle. Im Sommer hatte ich schon manchmal das Gefühl es gibt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die einen, die meinen, der MNS sei nur etwas für Feiglinge oder alte Leute. Und durch die symptomlosen Erkrankungen wurde das Virus vielleicht als nicht mehr so gefährlich eingestuft. Also wenn ich daran denke wie viele Leute da in der Fußgängerzone unterwegs waren, mochte man meinen, das Leben läuft wieder fast normal. 

Und auf der anderen Seite jene, die sich separierten. Ich gehörte zur letzteren Gruppe Menschen.

Aber ab jetzt gelten die gleichen Regeln für alle! Da fühle ich mich doch wieder als gleichwertiges Mitglied in der Gesellschaft.😉

 

(Fotoquelle unbekannt, wurde bei WhatsApp versandt.)

Sonntag, 8. November 2020

 


Seit Montag ist alles anders. Nicht nur wegen dem abermals um Mitternacht beginnenden Lockdown, sondern auch wegen dem Attentat in der Wiener Innenstadt. 

Die gefühlte Trauer raubt mir immer noch die Worte. Aber die Gedanken sind da. Viele Gedanken, viel Mitgefühl, viel „Was wäre, wenn. . .?“ und sehr viel „Wie konnte das geschehen?“ 

Wie konnte es geschehen, dass ein Halbwüchsiger, der hier geboren wurde und hier zur Schule ging, nicht in die Gesellschaft integriert werden konnte?

Wie konnte es geschehen, dass dieser Bursche auf die „schiefe Bahn“ geriet?

Wie konnte es geschehen, dass jemand der eine Moschee besucht, falsche Informationen bekommt, die mit dem islamischen Glauben gar nichts zu tun haben?

Und wie konnte es geschehen, dass niemand diesen offensichtlichen Irrglauben wieder richtigstellen konnte?

Ich denke auch an die Mutter, die, wenn ich den Zeitungen glauben darf, vergeblich versucht hat ihren Sohn von einer Reise nach Syrien abzubringen. Jede Mutter die ein pubertierendes Kind hat, egal ob Sohn oder Tochter weiß, wie schwierig diese Zeit sein kann. Natürlich will man als Jugendliche/r Grenzen austesten und vielleicht auch gegen das Establishment rebellieren. Aber in dieser Zeit will man auch die Welt verändern. Und man denkt, die Welt zum Guten zu verändern. 

Doch da braucht man Menschen mit denen man diskutieren kann was gute Veränderungen wären! Man braucht Menschen mit verschiedenen Meinungen und Menschen, mit denen man diese verschiedenen Meinungen diskutieren kann. Und man braucht Vorbilder die es auch zulassen hinterfragt zu werden!

Das alles dürfte der junge Mann nicht gehabt haben und das ist sehr traurig. Und es ist noch trauriger, dass deswegen Leute gestorben sind, die diese richtigen Werte gelebt haben oder versucht haben andere Menschen zu schützen.

Das Attentat geschah am 2. November, dem Tag von Allerseelen. Daher werden das Attentat und die dabei verstorbenen Menschen sicher nicht vergessen werden und man wird für ihre Seelen beten. Aber ich hoffe auch, dass die Verletzten und Überlebenden bzw. alle die diese schrecklichen Minuten in irgendeiner Form miterlebten, diese Geschehnisse bald verarbeiten können, damit auch ihre Seelen wieder heil werden. Denn das Leben (!) geht weiter. . .