Sonntag, 22. November 2020

 Jetzt gibt es ihn wieder – den überaus dekorativen

  

Weihnachtsstern, Euphorbia pulcherrima

 

Das natürliche Vorkommen der Euphorbia war ursprünglich in den tropischen Laubwäldern Mittel- und Südamerikas, von Mexiko über die Karibischen Inseln, Venezuela, Brasilien und Argentiniens. Von den Azteken wurde sie Cuetlaxochitl (eigentlich cuetlax-xöchitl. Lederblume) genannt und war angeblich die Lieblingsblume von Montezuma II.

Alexander von Humboldt brachte die Pflanze nach Europa. 1833 wurde sie erstmals von dem Botaniker Carl Ludwig Willenow beschrieben und erhielt von ihm seinen heutigen Namen Euphorbia pulcherrima, was soviel wie „die schönste der Euphorbien“ heißen soll.

Und wirklich, es gibt auch in unseren Breiten viele Pflanzen, die zur selben Familie - den Wolfsmilchgewächsen, gehören. Diese Bezeichnung leitet sich von dem weißen, klebrigen Saft, der bei Verletzungen der Pflanze austritt, ab. Der Saft enthält leicht giftige Diterpene, die zu Hautreizungen führen können, aber in den bei uns erhältlichen Zuchtpflanzen weitgehend herausgezüchtet wurden. Außerdem enthält der Saft Kautschuk. Daher gehört auch der Kautschukbaum zu dieser Familie.

Aber zurück zur Geschichte des Weihnachtssterns:

Anfang des 19. Jahrhunderts war ein gewisser Joel Poisett, US-amerikanischer Botschafter in Mexiko. Er war von dieser Pflanze so begeistert, dass er sie in seine Heimat South Carolina brachte. Eine Gärtnerei in Pennsylvania war die erste, die sie züchtete und verkaufte. Der botanische Name dürfte einigen Geschäftsleuten zu umständlich geklungen haben, denn 1836 benannte sie der Historiker und Gärtner William Prescott nach dem ehemaligen Botschafter „Poinsettia“. 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts etablierte die deutsche Auswandererfamilie „Ecke“ in Kalifornien die Poinsettie als „Weihnachtsblume“ und verkaufte sie zuerst nur als Schnittblume. Als Zierpflanze wurde der Weihnachtsstern mit der Zeit auch in andere Regionen gebracht, wo er verwilderte. Heute findet man die Pflanze in Kenia, Tansania, Uganda, Burma, Malaysia, Philippinen, Australien und den Mittelmeerländern. Dort ist die Euphorbia ein immergrüner Strauch, der bis zu 4 m hoch wird.

Und zum Abschluss ein bisschen Morphologie:


Die rot oder rosa bis weiß gefärbten und überaus dekorativen Blätter sind nicht die Blüten, sondern sogenannte Hochblätter oder Brakteen. Die eigentlichen Blüten sehen zwar unscheinbar aus, haben aber einen sehr interessanten Bauplan. 

Da die gefärbten Hochblätter ja schon Blütenblätter vortäuschen, bestehen die eigentlichen Blüten nur mehr aus den pflanzlichen Geschlechtsorganen. Jeweils 5 männliche Blüten, aus je 1 Staubblatt umkränzen die einzige weibliche Blüte, bestehend aus Fruchtknoten und Griffel, die langsam aus der Mitte herauswächst. Am Rande entwickelt sich zusätzlich eine relativ große, lippenförmige Nektardrüse, die zur Anlockung der Bestäuber dient.

Die Wolfsmilchgewächse in unseren Gärten, Wiesen und Wäldern werden von Insekten bestäubt. Der Weihnachtsstern hingegen von Vögeln.

So schön der Weihnachtsstern auch ist, so heikel und kapriziös ist er in der Pflege. Er liebt es hell, mag aber kein direktes Sonnenlicht. Er verträgt keine Zugluft, mag aber auch nicht zu nahe der Heizung stehen. Und er liebt es nicht zu nass, austrocknen darf er aber auch nicht. Als sogenannte „Kurztagspflanze“ benötigt sie im Herbst eine tägliche Abdunkelung mit einem Kübel oder einer Folie, damit sich die Hochblätter rechtzeitig wieder verfärben.

Wenn diese Pflege gelingt, dankt es der Weihnachtsstern mit Blüten und roten Blättern bis ins Frühjahr. 

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