Warum
muss man sich immer über das Alter definieren?
Man
ist wie man ist!
Ich möchte das anhand
einiger Beispielen erörtern:
Eine Journalistin des
Kuriers schreibt immer montags einen Artikel zu den Lebensumständen unserer
Zeit. Diese Woche schrieb sie über den eigens neu geschaffenen Posten einer Gender-Planungsexpertin
zur Stadtgestaltung. Richtigerweise meinte sie, dass dies überflüssig wäre, denn eine gute Stadtplanung ist keine Frage der
Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.
Recht hat sie! Aber warum unterschreibt Frau P. (Name abgekürzt, aber bekannt) den Artikel mit „R.P.
ist alt (70) und schreibt gerne“? Guter Journalismus ist doch keine Frage des
Alters und eine eigene Meinung zu haben ebenfalls nicht! Ich denke es hat auch
jede/r das Recht das zu tun was er/sie gut kann und tun möchte (natürlich
solange es niemanden schadet). Aber bitte warum muss man sich dafür mit dem
Alter rechtfertigen?
Sicher die Lebensumstände ändern sich mit der Zeit.
Vielleicht wird man auch etwas langsamer und überlegter? Vielleicht traut man
sich auch mit 70 mehr seine Meinung zu vertreten als mit 18. Das ergibt sich
aus der Lebenserfahrung!
Ja, Ordnung ist wichtig. Aber bitte nicht die
Gesellschaft in Schubladen einordnen: hier die Jungen, dort die Alten.
Warum
bekommen gut ausgebildete Menschen ab 50 keinen Job mehr? Warum hat man das
Gefühl mit Eintritt in die Pension kein gleichberechtigtes, wertvolles Mitglied
der Gesellschaft mehr zu sein? Warum kann man Kurbehandlungen von der Steuer
absetzen, aber Fortbildungskurse die das Gehirn fit halten, nicht?
Lebenslanges
Lernen wird propagiert. Aber anscheinend gilt das nur solange man einen Job hat.
Denn als Pensionistin kann ich mir alle Fortbildungen selbst finanzieren.
Sprachkurse kosten bei der VHS durchschnittlich € 150,-- pro Semester. Als
Mitglied einer Gewerkschaft bekommt man € 45,-- pro Jahr rückvergütet (Immerhin! Aber nur
wenn man einen monatlichen Gewerkschaftsbeitrag auch in der Pension weiterbezahlt)
Ist man aber noch berufstätig, so werden Fortbildungen mit bis zu € 800,--
von verschiedenen Stellen finanziert. Die landläufige Begründung dafür ist, dass man das ja beruflich nicht
mehr braucht. Es können in der Pension auch keine Werbekosten (z.B. für die
Anschaffung eines Computers) abgesetzt werden. D.h. ist man unter 60 dann kann man es von der Steuer absetzen, ist man 61 und in Pension, nicht mehr.
Warum
glaubt man, dass man mit 70 keinen Computer mehr braucht? Es wird doch
zunehmend alles digitalisiert!!! Warum glaubt man, dass 70-Jährige kein
Interesse haben etwas Neues zu lernen? Und warum glaubt man, dass man alles was
man bisher gelernt hat nicht mehr braucht oder weiter anwenden will?
Warum
glaubt man, dass 70-Jährige nur mehr zuhause oder im Kaffeehaus sitzen? Das ist
doch eine himmelschreiende Ungerechtigkeit und keine Frage des
Alters!
In der Zwischenzeit müsste sich doch herumgesprochen haben, dass „das Alter“ schwer zu definieren
ist. Die Lebenserwartungen haben sich erhöht und mit 60 oder 70 ist man noch
viel fitter als um das Jahr 1900. Die Hygiene und die Medizin haben da einiges dazu
beigetragen.
So wie die Journalistin im Kurier richtig meinte, eine gute
Stadtentwicklung hat zum Ziel, dass sich alle Einwohner, Kinder und Erwachsene,
Männer und Frauen, in einer lebenswerten Stadt wohl fühlen, genauso sollte ein
selbstbestimmtes, wertschätzendes und gleichberechtigtes Leben für alle
Generationen, Menschen jeden Alters und egal ob Mann oder Frau möglich sein. Da
haben die Gesellschaft und die Gesetzgebung noch einiges aufzuholen. Und wir
dürfen nicht aufhören darauf hinzuweisen.