Sonntag, 21. März 2021

 

. . . Gedanken zum Tag des Waldes. . .

 

 

Da liegen sie: Schwarzerlen, Fichten und Rotbuchen… Jeder für sich ein starker Stamm und einmal ein stattlicher Baum. Ich habe die Jahresringe gezählt. Alle zwischen 30 bis 50 Jahre, manche auch älter bevor sie geschlägert wurden.

Einst waren sie die Stütze des Waldbodens, Lebensraum für viele Tiere, wie Insekten, kleine und große Vögel, Eichkätzchen, u.v.m. Sie dienten als Unterschlupf für das Wild, als Lebenspartner für die Pilze und als Erholungsraum für uns Menschen. Und wenn sie nicht geschlägert worden wären, wären sie auch im Abmorschen und Vermodern noch ein wichtiger Faktor im Ökosystem.

Ehrfurcht überkommt mich beim Vorbeigehen. Ich bleibe stehen und rieche den angenehmen Duft des frisch geschlagenen Holzes. Es sind die ätherischen Öle und Harze die man riecht. Sie schützen den Baum vor Schädlingen und Wunden. Vor der Motorsäge schützen sie nicht. Es ist der Kreislauf des Lebens vom Samen zum Keimling – langsam wachsend im Schutz der Alten – bis er groß genug ist sich neben den anderen zu bewähren.

Was diese Bäume wohl alles erlebt und gesehen haben? Die Jahresringe erzählen es. Die dunklen und hellen Ringe im Querschnitt erzählen von den Jahreszeiten. Der helle Streifen für das saftige Frühjahr, der dunkle meist schmälere Streifen für den Spätsommer und Herbst. Beide zusammen ergeben ein Jahr. Jeder Jahresring ist verschieden breit, man könnte daran das Klima und die Niederschlagsmengen nacherzählen. Die vielen schmalen Ringe ganz außen zeugen von der Trockenheit der letzten Jahre.


 

So ein Baum ist schon ein faszinierendes Lebewesen. Er ernährt sich von Licht, Kohlendioxyd und Wasser und entwickelt daraus Kohlenhydrate für das Wachstum und die Festigkeit. Und zum Unterschied von uns Menschen braucht er dazu keinen Strom! 😉

Wie gesagt, Ehrfurcht überkommt mich beim Anblick dieser Stämme. Nicht gebrochen, sondern stolz liegen sie da. Jeder für sich edel, wertvoll, nützlich und voller Erwartung.

Ich wollt, ich könnte das auch am Ende meines Lebens so beschreiben.

Sonntag, 14. März 2021

  Das Leberblümchen (Hepatica nobilis)

So sehr wir uns nach wärmeren Tagen sehnen, so schnell wie unsere Sehnsucht danach, kehrt der Frühling leider nicht ein. Umso mehr begrüßen wir die blumigen Frühlingsboten. Der Winterling und das Schneeglöckchen gehören zu den ersten Ankömmlingen. Gefolgt von den Primeln, die zuerst an sonnigen, windgeschützten Stellen, später oft flächendeckend am Garten- oder Wiesenrand. 

Fast schüchtern hingegen folgt das Leberblümchen. Bei mir im Garten blüht es unter dem Apfelbaum und im Dickicht der Himbeer- und Brombeersträucher. Ansonsten finden wir es in unseren Laubwäldern des Wiener Waldes.

Das Leberblümchen heißt mit seinem botanischen Namen Hepatica nobilis und hat seinen Namen von den dreilappigen Laubblättern, die in ihrer Form an die Umrisse einer menschlichen Leber erinnern und auch während der kalten Jahreszeit nicht abfallen sondern bestehen bleiben. Den Winter überdauert die Pflanze mit ihrem Rhizom, das ist ein unterirdischer Spross. 

Das ist recht interessant, denn sonst verstehen wir unter dem Begriff „Spross“ ja jene Pflanzenteile, die oberirdisch wachsen. Stellen wir uns also vor, so ein Spross legt sich auf den Boden und wird von Erde und Laub bedeckt. Herrlich – nun kann die Pflanze wunderbar die kalte Jahreszeit überdauern. Die Wurzeln, die am Ende dieses Rhizoms entspringen, reichen hingegen bis zu 30 cm tief in die unteren Erdschichten hinunter. Daher gehört unser Leberblümchen zu den „Tiefwurzlern“.

Aber es gibt noch etwas sehr Interessantes zu beobachten. Das Leberblümchen zeigt uns ein Stück Evolution. Dazu muss ich ein bisschen ausholen und die Anatomie einer Blüte erklären:

Bild aus dem Buch "die Blüte von Dieter HESS


(Erklärung:   grau=Laubblätter, grün=Kelchblätter, rot=Kronblätter, gelb=Staubblätter, blau=Fruchtblätter )                                                                                                                             

Eigentlich hat sich die Blüte ja aus einem gestauchten (oberirdischen) Spross entwickelt und die Blätter haben sich umgeformt und in den Dienst der sexuellen Fortpflanzung gestellt. Sie wurden zu Staub- und Fruchtblättern, den eigentlichen Sexualorganen der Blüte. Die Kronblätter sind meist auffallend gefärbt und dienen zur Anlockung der Insekten, die Kelchblätter bieten der Knospe Schutz.

Je höher der Entwicklungsgrad der Evolution ist, desto eher finden wir in jeder Pflanzenfamilie eine fixe Anzahl dieser Blütenblätter.

Das Leberblümchen gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), einer eher ursprünglicheren Pflanzenfamilie. Die Anzahl sowohl der Frucht- und Staubblätter, als auch der Blütenblätter variieren von Blüte zu Blüte.

Außerdem gibt es hier noch nicht Kron- und Kelchblätter, sondern 6 bis 9 gleichgestaltete Blütenblätter. Die Kelchblätter fehlen und werden durch 3 grüne Hochblätter ersetzt! Die Anzahl dieser Hochblätter ist hingegen beijeder Blüte fix. 

 

Foto wikipedia

So gewährt uns das Leberblümchen sowohl eine Vor- als auch eine Rückschau auf das Leben:

Die Vorschau auf den Frühling, die wieder beginnende Vegetationsperiode und das kommende Jahr, und eine Rückschau auf die Entwicklungsgeschichte der Pflanzen und allem Lebendigen, auf eine „Mitwelt“ zu der auch wir Menschen dazugehören!

Montag, 8. März 2021

Was Corona aus uns gemacht hat

Fast in jedem Medium wird dieser Tage Resümee gezogen über 1 Jahr Corona, also will ich es auch tun:

Am 14. März 2020 wurde der erste Lockdown verkündet. Aus einer dramatischen Rede entwickelte sich eine dramatische Situation: Ausgangssperre, Hamsterkäufe und es gab kein Toilettenpapier. 

Es war fast eine Flucht. Ich packte meinen Mann und alle unsere Vorräte ins Auto und wir zogen nach NÖ in unser Sommerhaus. Dort wollten wir die veranschlagten drei Wochen bis zum Ende des ersten Lockdowns verbringen. Aus drei Wochen wurde inzwischen, mit kurzen Unterbrechungen, ein ganzes Jahr. Aber das war nur der Beginn von zum Teil einschneidenden Veränderungen: 

War es so, dass ich in den ersten Wochen gar nicht selbst einkaufen ging, sondern liebe Leute mir die Lebensmittel zur Haustüre stellten, so veränderte sich mein Einkaufsverhalten überhaupt. Vor Corona kaufte ich gezielt, was ich für ein bis zwei Tage brauchte. Jetzt gehe ich nur einmal pro Woche einkaufen. Dementsprechend schaue ich mir das Angebot an und wähle was ich überhaupt brauchen könnte!

Auch gab es keinen Weihnachtsbummel, denn inzwischen hatten wir schon den zweiten (oder dritten?) Lockdown. Also bestellte ich heuer die Weihnachtsgeschenke online und ließ sie meist auch gleich an die Zieladresse liefern. 

Es gibt seit einem Jahr keine Chorprobe mehr, wir gingen seither nur ein einziges Mal ins Theater (und das war Glück, denn am nächsten Tag begann wieder einmal ein Lockdown), und an den letzten Heurigenbesuch kann ich mich nicht einmal erinnern. Auf den Sommerurlaub mit Familie am Meer verzichteten wir ebenfalls. 

Unser Englischkurs wurde zuerst überhaupt abgesagt und seit Herbst auf online umgestellt. Persönliche (!) Freundestreffen sind Geschichte und auch die Familientreffen zu Ostern oder Geburtstagsfeiern waren via Skype. 

Es war ein Jahr mit vielen persönlichen Einschränkungen. Das war nicht immer lustig und leicht. Auch die Zukunft war und ist mehr als unsicher. Computerkenntnisse wurden immer wichtiger. Ich gestaltete meinen „Blog“, der für mich eine Verbindung zur „Außenwelt“ darstellt. Das soziale Leben findet inzwischen Großteils im Internet statt.

Aber zum Glück gehöre ich ja zur „Best Ager-Generation“. Und zum Glück gehört da auch eine Gruppe von Menschen dazu, die durch diese Situation näher zusammenrückten: 

Johanna weckt uns jeden Tag(!) mit einem schönen Spruch oder Video und festigt unsere Kenntnisse der englischen Grammatik. Mary erzählt uns lustige Anekdoten aus ihrem früheren Berufsleben. Theres und Walter berichten Lustiges und Spannendes von ihren nahen und fernen Urlaubsdestinationen und versorgen uns mit köstlichem „Gelati“. Ewald kontert meist souverän, cool und trocken. Angelika ist der positive Ruhepol der Gruppe und Marianne der quirlige Gruppenmotor mit vielen Ideen. Mein Mann ist eher der stille Genießer und ich für meinen Teil organisiere ein wöchentliches Zoom-Treffen bei dem wir uns austauschen und viel lachen und Spaß haben! 

Und so sind wir in diesem Jahr zusammengewachsen, als lustige, bunte, oft auch als mitfühlende Gruppe. Aber wir sind mehr, wir sind Freunde geworden. 

Und wirklich liebe Freunde, ich weiß nicht wie ich dieses Jahr ohne euch so gut überstanden hätte!