Donnerstag, 26. Mai 2022

 

 

Eine Milchmädchenrechnung und der schwarzer Peter

Die eine oder der andere wird sich vielleicht schon gewundert haben, weshalb schon seit längerer Zeit kein Beitrag mehr gepostet wurde? Das hat mehrere Gründe:

Therapie ein- bis zweimal pro Woche, ein paar Tage Urlaub und – viel und intensive Recherche zum Thema Rückhaltebecken des Haselbaches. Ich weiß nämlich jetzt ganz genau Bescheid was ein HQ 30,60 oder 100 ist!

Schon vor ca. einem halben Jahr berichtete ich über den geplanten Bau eines Rückhaltebeckens mit einem Damm von 11 m Höhe (!), ca. 20 m vor unserer Grundstücksgrenze. Bei einem Gespräch mit den Verantwortlichen für den Bau dieses Rückhaltebeckens, kamen nun interessante und auch kuriose Aspekte zum Vorschein.

Die Hintergründe:

Der Kierlingbach durchfließt die Stadteile Maria Gugging und Kierling und mündet in Klosterneuburg in den Durchstich der Donau. Die Stadt Klosterneuburg hat bei Donauhochwasser und gleichzeitig länger anhaltendem Starkregen die Gefahr eines Hochwassers im Bereich der unteren Stadt, bzw. des Niedermarktes. Nun versucht man die Hochwassergefahr zu minimieren, indem die Zubringerbäche des Kierlingbaches mit sogenannten Retensionsbecken verbaut werden. Geplant sind insgesamt fünf Rückhaltebecken, von denen eines, am Marbach, bereits 2016 fertig gestellt wurde.

(Damm 8 m hoch)


(Fassungsvermögen 38.000 m3, und nun, nach 8 Jahren endlich grün)

 

Übrig bleiben also der Lourdesbach, der Rambach, der Kierlingbach im Bereich der Stegleiten in Kierling selbst und eben der Haselbach.

Alles schön und gut, aber jetzt kommt es zu den Kuriositäten: 

    

      Der Standort:

Ursprünglich war für den Haselbach der Standort nicht am Talschluss, sondern weiter vorne im Tal, wo es breiter ist, geplant. Eine breite Stelle mit einer großen Wiese bot sich an (Haselbach I). Jedoch wurde diese Wiese zu Bauland umgewidmet und würde im Falle einer Parzellierung, der Stadt gutes Geld bringen. Also suchte man weiter und kam vor unsere Haustür. Auch hier steht eine große Wiese zur Verfügung, die der Pfarre Kierling gehört. 

Ich vermute, dass man hier den Vorteil sucht, dass der Bachverlauf in diesem Bereich genau an der Grenze zwischen Klosterneuburg und St. Andrä-Wördern verläuft und die Anrainer somit keine Bürger, bzw. Wähler der Stadtgemeinde Klosterneuburg sind und daher mit keinem oder geringem Widerstand gerechnet wurde.

Soviel zum Standort Haselbach II.

Der Lourdesbach wird wohl kaum so rasch verbaut werden, da sich dort in unmittelbarer Nähe ein Wallfahrtsort befindet.

Dann wäre also noch der Rambach. Da der Grundbesitzer des geplanten Standortes den Verkauf oder die Abtretung an die Gemeinde Klosterneuburg verweigert, wurde dieser Standort nach derzeitiger Lage, fallen gelassen.

 

    Die Milchmädchenrechnung:

Für ein HQ 100, also ein hundertjähriges Hochwasser wird eine bestimmte Kubatur errechnet, die durch die Rückhaltebecken in Summe erreicht werden sollen.

Da aber das Rückhaltebecken am Rambach nicht gebaut werden kann, wird ein anderes, nämlich das am Haselbach, einfach doppelt so groß. Ursprünglich wurde es nämlich für 30.000 m3 geplant, nun soll es 60.000 m3 fassen. Dementsprechend höher soll auch die Staumauer, nämlich 11,5 m hoch werden.

Diese Rechnung kann aber meiner Meinung nach, in der Realität nie aufgehen, denn erstens sind die Regenverhältnisse in diesem Seitental viel geringer als vorne beim Kierlingbach und zweitens hat der Haselbach insgesamt zwölf Zuflüsse. Das Becken wird bereits nach den ersten drei projektiert. Die restlichen neun Zuflüsse sind anscheinend nicht so wichtig. Ich denke, dadurch wird das Ziel, nämlich viel Wasser abzufangen, nicht erreicht werden. Außerdem wurde bestätigt, dass der Haselbach in den letzten 100 Jahren nie Hochwasser führte!

 

Der Naturschutz:

Dieser wird bei diesem Projekt überhaupt nicht berücksichtigt. Hier findet man noch zahlreiche Amphibien, Schwarzstorch und Habichtskautz.Dass das geplante Projekt  mitten im Schutzgebiet „Natura 2000“ und „Naturpark Eichenhain“ liegt, wird einfach negiert.

Eine Renaturierung wird versprochen, aber jene vom Marbach ist kein gutes Beispiel. Und nach einer Bauzeit von 2 Jahren mit Baggern und Schwerfahrzeugen wird die Wiederansiedelung von solchen Tieren nicht leicht möglich sein.

 

Das Resümee:

Weil ein Becken nicht gebaut werden kann, soll das andere doppelt so groß werden und wir, die insgesamt 12 Anrainer haben also den "schwarzen Peter" gezogen, wie es ein Nachbar so treffend formulierte.

Hochwasserschutz schön und gut, aber bitte mit Sinn und Logik!

Daher nochmals mein Aufruf!

Unsere Petition „Nein zum Bau eines riesigen Rückhaltebeckens in Hintersdorf, mitten im Naturpark Eichenhain“

läuft noch ca. 10 Tage. Bitte unterschreibt!

Wir haben derzeit ca. 570 Unterschriften gesammelt. Es gibt also offensichtlich doch mehr Leute als wir paar Anrainer, die dieses riesige und überdimensionierte Bauwerk nicht befürworten. Es wäre toll, wenn wir die 600er-Marke erreichen könnten. Hier der Link zur Petition:

https://www.openpetition.eu/at/petition/online/nein-zum-bau-eines-riesigen-rueckhaltebeckens-in-hintersdorf-mitten-im-naturpark-eichenhain