Sonntag, 14. März 2021

  Das Leberblümchen (Hepatica nobilis)

So sehr wir uns nach wärmeren Tagen sehnen, so schnell wie unsere Sehnsucht danach, kehrt der Frühling leider nicht ein. Umso mehr begrüßen wir die blumigen Frühlingsboten. Der Winterling und das Schneeglöckchen gehören zu den ersten Ankömmlingen. Gefolgt von den Primeln, die zuerst an sonnigen, windgeschützten Stellen, später oft flächendeckend am Garten- oder Wiesenrand. 

Fast schüchtern hingegen folgt das Leberblümchen. Bei mir im Garten blüht es unter dem Apfelbaum und im Dickicht der Himbeer- und Brombeersträucher. Ansonsten finden wir es in unseren Laubwäldern des Wiener Waldes.

Das Leberblümchen heißt mit seinem botanischen Namen Hepatica nobilis und hat seinen Namen von den dreilappigen Laubblättern, die in ihrer Form an die Umrisse einer menschlichen Leber erinnern und auch während der kalten Jahreszeit nicht abfallen sondern bestehen bleiben. Den Winter überdauert die Pflanze mit ihrem Rhizom, das ist ein unterirdischer Spross. 

Das ist recht interessant, denn sonst verstehen wir unter dem Begriff „Spross“ ja jene Pflanzenteile, die oberirdisch wachsen. Stellen wir uns also vor, so ein Spross legt sich auf den Boden und wird von Erde und Laub bedeckt. Herrlich – nun kann die Pflanze wunderbar die kalte Jahreszeit überdauern. Die Wurzeln, die am Ende dieses Rhizoms entspringen, reichen hingegen bis zu 30 cm tief in die unteren Erdschichten hinunter. Daher gehört unser Leberblümchen zu den „Tiefwurzlern“.

Aber es gibt noch etwas sehr Interessantes zu beobachten. Das Leberblümchen zeigt uns ein Stück Evolution. Dazu muss ich ein bisschen ausholen und die Anatomie einer Blüte erklären:

Bild aus dem Buch "die Blüte von Dieter HESS


(Erklärung:   grau=Laubblätter, grün=Kelchblätter, rot=Kronblätter, gelb=Staubblätter, blau=Fruchtblätter )                                                                                                                             

Eigentlich hat sich die Blüte ja aus einem gestauchten (oberirdischen) Spross entwickelt und die Blätter haben sich umgeformt und in den Dienst der sexuellen Fortpflanzung gestellt. Sie wurden zu Staub- und Fruchtblättern, den eigentlichen Sexualorganen der Blüte. Die Kronblätter sind meist auffallend gefärbt und dienen zur Anlockung der Insekten, die Kelchblätter bieten der Knospe Schutz.

Je höher der Entwicklungsgrad der Evolution ist, desto eher finden wir in jeder Pflanzenfamilie eine fixe Anzahl dieser Blütenblätter.

Das Leberblümchen gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), einer eher ursprünglicheren Pflanzenfamilie. Die Anzahl sowohl der Frucht- und Staubblätter, als auch der Blütenblätter variieren von Blüte zu Blüte.

Außerdem gibt es hier noch nicht Kron- und Kelchblätter, sondern 6 bis 9 gleichgestaltete Blütenblätter. Die Kelchblätter fehlen und werden durch 3 grüne Hochblätter ersetzt! Die Anzahl dieser Hochblätter ist hingegen beijeder Blüte fix. 

 

Foto wikipedia

So gewährt uns das Leberblümchen sowohl eine Vor- als auch eine Rückschau auf das Leben:

Die Vorschau auf den Frühling, die wieder beginnende Vegetationsperiode und das kommende Jahr, und eine Rückschau auf die Entwicklungsgeschichte der Pflanzen und allem Lebendigen, auf eine „Mitwelt“ zu der auch wir Menschen dazugehören!

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