Donnerstag, 17. September 2020

Ginkgo biloba

Da ich derzeit eine Führung durch den Botanischen Garten in Wien plane und zusammenstelle liegt es nahe, auch hier auf meinem Blog einen Beitrag darüber zu schreiben:

Der Botanische Garten befindet sich im 3. Bezirk und grenzt an das Areal des Belvederes. Gegründet wurde der Garten 1754 von Kaiserin Maria Theresia. Zu Beginn umfasste das Areal 2 ha, heute hat es eine Ausdehnung von 8 ha und 11.500 vertretenen Arten.

1889 erfolgte die Schenkung an die Universität Wien und seit 2011 ist der Botanische Garten mit seinem Institut zur Zentraleinheit der Fakultät der Lebenswissenschaften geworden!

Die Gliederung der Pflanzen erfolgt nach Themenbereichen. Einer dieser Bereiche sind die „lebenden Fossilien“ und daraus möchte ich ein Exemplar, hier vorstellen:



Ginkgo biloba, so sein botanischer Name, war im Erdmittelalter über die Nordhalbkugel mit ca. 100 verschiedenen Arten weit verbreitet. Auch bei uns in Niederösterreich gibt es aus dem Miozän, also vor ca. 6 Mio. Jahren versteinerte Abdrücke, die sein Vorkommen in unseren Breiten belegen. Durch die Eiszeiten wurden viele der damaligen hier vertretenen Pflanzenarten in südlichere und wärmere Klimazonen verdrängt, aber eine natürliche Wiedereinwanderung durch die Auffaltung der Alpen verhindert. So beschränkt sich sein natürliches Vorkommen heute auf ein kleines Areal in SO-China. Aus China brachten ihn dann Seefahrer und Händler im 18. Jahrhundert wieder nach Europa. Heute ist nur mehr eine einzige Art erhalten, nämlich Gingko biloba

Der Ginkgo kann bis zu 1000 Jahre alt und 40 m hoch werden. Sein Holz ist leicht und weich und außerdem schwer entflammbar. Und, er überlebte die Atombombe von Hiroschima. Ca. 1 km vom Epizentrum des Bombenkraters entfernt stand ein Tempel und ein Ginkgobaum. Wie so vieles, wurde auch der Tempel zerstört, bzw. verbrannt. Der Ginkgobaum aber, trieb im darauffolgenden Frühjahr wieder aus als sei nichts geschehen. 

Da er auch mit unserer Stadtluft, den Abgasen und dem Streusalz gut zurechtkommt, wird er gerne in Parkanlagen und Alleen gepflanzt. Und er sieht ja auch sehr attraktiv aus! Seine Blätter färben sich im Herbst gelb und glänzen in der Sonne wie Gold! 

Aber was ist jetzt so urtümlich, dass er als lebendes Fossil bezeichnet wird? 
Weil sich diese Pflanze während Millionen von Jahren in seinem pflanzlichen Aufbau und Fortpflanzungsart nicht veränderte oder weiter entwickelte. 

Die Blätter sind zweilappig und haben parallele, fächerförmig angeordnete Blattadern. Bei unseren Laubbäumen verzweigen sich die Blattadern von einer Mittellrippe ausgehend. 



Der Ginkgo ist auch in seiner Fortpflanzung sehr urtümlich geblieben. Er ist zweihäusig, d.h. es gibt einen Baum mit weiblichen Blütenständen und einen Baum mit männlichen. Außerdem ist er ein „Nacktsamer“, d.h. die weibl. Samenanlage ist nicht von einem Fruchtknoten umhüllt (wie bei den „modernen“ Pflanzen). Die Bestäubung erfolgt durch den Wind und nicht durch Insekten (wie bei modernen Blütenpflanzen).






rechts die männlichen Samenanlagen,
unten die weiblichen Samenanlagen
(Bilder Wikipedia)

Die Samen sind von einer fleischigen Schale umhüllt, die erst nach dem Frost gelb und weich werden. Allerdings entwickeln sie einen eher unangenehmen Geruch, nämlich nach Buttersäure. 


In Japan nutzt man den Kern des Samens, indem man die Samenschale entfernt, den Kern röstet und gesalzen knabbert oder als Beilage verwendet. 

Der Ginkgo gilt in Japan als Symbol für den Frieden und der Lebenskraft. Die Inhaltsstoffe der Blätter, Flavonoide und Terpene, werden auch bei uns pharmazeutisch genutzt und verbessern die Konzentration und das kognitive Denken.

Im Botanischen Garten gibt es einen Ginkgobaum, der über 200 Jahre alt ist. Er steht beim Eingang des Botanischen Institutes und ist vom Eingang-Rennweg aus zu sehen. Er zählt zu den ältesten Bäumen des Gartens und ist sehenswert!

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