Sonntag, 20. Dezember 2020

 

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum. . .


 

Ich kann mich an den Christbaum meiner Kindheit noch ganz genau erinnern. Er stand im Wohnzimmer auf dem Flügel, unserem Klavier und war über und über mit Schokoladefiguren, Fondant-, Gelee- und Windringen behängt. Darüber war Lametta und es gab 12 Wachskerzen, symbolisch eine Kerze für jeden Monat des Jahres.

Der Christbaum meiner Kindheit hatte einen unbeschreiblich guten Duft! Es war ein Gemisch aus Reisig- und Schokolade. Nie wieder in meinem Erwachsenendasein begegnete ich diesem Geruch. Doch ich bin immer noch auf der Suche danach.

Nun, für diesen „Geruchsverlust“ gibt es mehrere Erklärungen:

Zum einen werden die aktuellen Weihnachtsbäume kaum mehr mit Naturalien (der Linie oder des Blutbildes wegen) verziert, sondern mit Glaskugeln und anderem künstlichen Schmuck, swe keinen Eigengeruch verbreitet. Zum anderen sind es jetzt überwiegend schön gleichmäßig gewachsene Nordmann-Tannen. Die haben zwar den Vorteil, dass sie nicht „nadeln“, aber dafür riechen sie weniger. Denn die Tannen haben weniger Harz. Ihre Harzkanäle befinden sich nur in der Rinde. Die Fichte hingegen hat die Harzkanäle im gesamten Holz verteilt. Der Christbaum meiner Kindheit war eine Fichte!

Aber wie kam es, dass ein Nadelbaum, egal ob Fichte oder Tanne, ein Symbol für Weihnachten wurde?

Im 9. Jahrhundert war Weihnachten noch kein Familienfest, sondern wurde in den Kirchen als ausgedehntes Krippenspiel zelebriert. Der erste Teil war die Darstellung des Sündenfalls, mit Adam und Eva und dem Baum des Lebens. Dies war ein grüner Baum mit roten Äpfeln dran. Im zweiten Teil wurde die Geburt Christi dargestellt. Beim Szenenwechsel blieb dieser „Lebensbaum“ jedoch stehen und bildete den szenischen Hintergrund zur Krippendarstellung. Da im Dezember die Bäume kein Laub mehr tragen, nahm man einen Nadelbaum als Ersatz. Mit der Zeit kamen zu den roten Äpfeln auch noch vergoldete Nüsse und Lebkuchen hinzu. Und aus den roten Äpfeln wurden dann die roten Kugeln.

Ja, der Christbaum meiner Kindheit war eine Fichte mit vielen Süßigkeiten. Mit den Jahren veränderte sich auch mein Baumschmuck. Mal waren es goldene Kugeln, dann welche in lila und in den letzten Jahren war er in weiß und rot gehalten. Heuer aber habe ich nostalgisch die selbst gebastelten Strohsterne herausgesucht. Sie waren gut 40 Jahre unbeachtet in einer Schachtel im Keller verborgen. Es wird also heuer wieder ein ganz anderer Christbaum mit rustikalem Schmuck.

Aber heuer ist ja alles ganz anders . . .


 Ich wünsche allen eine frohe und gesegnete Weihnacht!

 

 

 

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