Samstag, 4. Juli 2020




„Frauenkäfer – Frauenkäfer flieg nach Maria Brunn
Und bring uns heut und morgen eine recht a schöne Sonn“ 

Ich glaube, diesen Text kennt jede/r und hat ihn wohl auch als Kind oft gesungen.

Wo Maria Brunn ist weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass der Marienkäfer mehr kann als nur ein Orakel für sonnige Tage zu sein. Der Marienkäfer ist nämlich definitiv ein Nützling und Helfer in unseren Gärten. 

Er frisst nämlich die Blattläuse! 

Und zwar nicht nur als fertiger Käfer, sondern auch als Larve! 
Eine Marienkäferlarve vertilgt insgesamt ca. 3000 Blattläuse und der fertige Käfer immerhin an die 100 Stück pro Tag!





Die Larve sieht ja dem Käfer so überhaupt nicht ähnlich. Deshalb wird sie auch oft als irgendein Kriechtier abgetan, oft sogar bekämpft. Aber genau deshalb ist es sinnvoll die Entwicklung der Käfer vom Ei - Larve - Puppe - Käfer, sich etwas genauer anzusehen:

Im April klebt der weibliche Käfer die Eier an Blattunterseiten oder Ritzen von Baumrinden. Die Zeit bis zum Schlüpfen der Larven dauert unterschiedlich, denn das ist abhängig von der Luftfeuchtigkeit und Temperatur.   

Während des Larvenstadiums häutet sich die Larve dreimal.

Dann folgt das Puppenstadium. Die Larve sucht sich ein ruhiges Plätzchen und verpuppt sich. Dieses Stadium dauert ebenfalls mehrere Wochen.



Ich konnte diese Entwicklung heuer am Fliegengitter meiner Veranda beobachten. Ich dachte schon, das lang anhaltende Schlechtwetter hätte dem Fortgang der Entwicklung geschadet. Doch dann, eines Tages mühte sich der Käfer aus der Hülle heraus. 




Zuerst blieb er noch in der Nähe der leeren Puppenhülle. Dann spreizte er die Flügel, entfaltete die häutigen Unterflügel und zog sie wieder ein. Das Chitin musste erst trocknen. (Käfer haben ja keine Knochen als Stützapparat, sondern ein Chitin) Ich beobachtete den geschlüpften Käfer, der noch Stunden am selben Platz verweilte. Doch am nächsten Tag war er verschwunden. Wahrscheinlich auf Futtersuche. . .




Doch in den letzten Jahren bekam „unser“ Marienkäfer Konkurrenz aus Asien. Da der Neuankömmling drei- bis fünf Mal so viele Blattläuse frisst, wurde er zur Schädlingsbekämpfung in den Glashäusern und Obstplantagen eingeführt. Aber die Geister die man rief, wurden dann zum Verhängnis. Denn wenn der asiatische Marienkäfer mehr Blattläuse frisst, ist er ein Nahrungskonkurrent für unseren heimischen Käfer. 

Und woran kann man den heimischen Käfer vom asiatischen unterscheiden? Am Nackenschild! Dieser ist beim asiatischen weiß und trägt ein schwarzes „W“. Die Farben und Punktkombinationen können jedoch völlig unterschiedlich sein.




Bei unserem heimischen ist der Siebenpunkt-Marienkäfer am häufigsten. Hingegen ist der Zweipunkt-Käfer schon sehr selten. Aber egal wieviele Punkte, heimisch oder nicht, für uns Hobbygärtner ist jeder nützlich und willkommen!


Und so ganz nebenbei . . .Während des Corona-Lockdowns habe ich meinem Enkel via face-to-face-Telefonie, täglich aus einem Kinderbuch meiner Kindheit vorgelesen. Darin werden die Abenteuer eines Marienkäferchens erzählt, der sich aufmacht, seinen Onkel „Brumm Brumm Siebentupf“ zu besuchen. Und das Buch hat nichts an Faszination verloren, denn die Geschichte gefiel auch meinem Enkel sehr gut.



Bildquellen:
Titelbild: https://selbstversorger.info/thema/nuetzlinge-schaedlinge/marienkaefer-coccinellidae/ 
Asiatischer Marienkäfer: meinschönergarten.de
Übrigen: Marlene Hajek