Montag, 1. März 2021

 Die Frühblüher sind wahre Strategen

 

Endlich März, endlich längere Tage, endlich wärmer! Auch wenn insgesamt die Klimaerwärmung voranschreitet, so kann ich mich nicht so recht erinnern, wann zuletzt so oft Schnee und richtige Winterkälte in Niederösterreich herrschte. Ich finde, es war richtiger Winter und das war sehr schön. 

Allerdings, wenn der Schnee geschmolzen ist, kommt eine Wiese mit vielen Kahlstellen und Moos zum Vorschein. Auch Laub vom letzten Jahr liegt unter den Bäumen und Wiesenrändern. Alles in allem kein sehr schöner Anblick. Aber dann eines Tages, auf einem Rundgang durch den Garten oder bei einem Spaziergang im Wald, entdeckt man sie. 


Zuerst nur vereinzelt und kurzstängelig. Aber mit jedem Tag mehr und stolzer durch das Braun des Winterbodens hervorleuchten – die Frühblüher: Schneeglöckchen, Winterlinge, Leberblümchen, Veilchen . . .


In der Natur herrscht ein Konkurrenzkampf, genauso wie in der Wirtschaft. Wer zuerst da ist bekommt die Aufmerksamkeit der Insekten. Gut, die Insekten fliegen an sonnigen Tagen ab einer Temperatur von ca. 10 Graden. Aber wie wissen unsere Blümchen wann es Zeit ist die Triebe voranzutreiben? 

Die Blumen richten sich nach der Tageslänge. Die Helligkeit kommt auch durch die feinen Zwischenräume der Bodenkrumen hindurch und die Erdwärme tut das übrige hinzu.

„Also gut“ könnte man sagen, „warum warten sie aber nicht bis es noch wärmer und heller ist?“ 

Das hat nun abermals mit der Konkurrenz zu tun. Bäume und Sträucher treiben und blühen dann einen Monat später. Wenn allerdings das Laub groß entfaltet ist, ist der Boden beschattet und unsere Frühlingsblumen bekämen zu wenig Sonne ab. 

Außerdem wird auch um die Insekten geheischt. Das ist wie am Naschmarkt. Jede Blume wirbt mit Farbe, Nektar, Duft und Landeplatz. Es ist ein wahres Schlaraffenland, das hier feilgeboten wird. 

Aber die Insekten sind wählerisch, spezialisiert und von der Temperatur abhängig.

Und deshalb haben viele Frühblüher einen Plan B:

 

Denn schließlich geht es um den Fortbestand und die Vermehrung. Neben der sexuellen Fortpflanzung durch die Insekten haben also viele Frühblüher auch eine asexuelle oder vegetative Vermehrung. Hier einige Beispiele: 

Bei den Schneeglöckchen z.B. erfolgt die sexuelle Fortpflanzung durch den Fruchtknoten, zusätzlich kann sich die Zwiebel, so wie bei vielen Zwiebelpflanzen, teilen. 

Die Veilchen bilden neben der sexuellen Fortpflanzung, Ausläufer zur Vermehrung. 

Die Primeln bilden zwar Samen, sie vermehren sich aber auch durch Stockteilung. 

Die sexuelle Fortpflanzung hat sich in der Evolution durchgesetzt, weil sie zur Vermischung des Erbgutes und Entstehung von neuen Variationen führt. Dies bringt eine bessere Anpassung bei veränderten Umweltbedingungen und dadurch Vorteile. Andererseits bringt die vegetative Vermehrung die Sicherheit des Fortbestandes. 

Wir sehen also, da steckt schon sehr viel Strategie dahinter und kaum jemandem von uns ist dies beim Anblick eines Schneeglöckchens oder eines Veilchens bewusst.

Das macht auch gar nichts. Schließlich erwärmt und erfreut ihr Anblick unser Herz und unsere Seele. Und das ist nach einem Winter wie diesem auch für uns lebensnotwendig!


 

 Fotos von Marlene Hajek, Maria Wallisch und Gartenmagazin "Garten und Haus" Jän. 21

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